Methylphenidat-Medikament wirkt nicht?
Oder wirkt zumindest nicht so wie es soll?
Wenn ein MPH-Medi nicht wirkt oder nicht so wie es soll, kann das drei verschiedene Gründe haben:
Erstens: Es ist die falsche Dosierung
Zweitens: Es ist das falsche Medi
Drittens: Es ist die falsche Erwartungshaltung
Falsche Dosierung
Es gibt nur ein Kriterium für die Dosierung und das ist der Bedarf. Alter, Gewicht, Erfahrung des Arztes sind irrelevant – die Dosierung muss an den Bedarf angepasst werden. Das kann eine
Erhöhung oder Verringerung der Einzeldosis sein oder ein anderer Einnahmezeitpunkt.
Handelt es sich um die Erstmedikation bzw. welche Medis wurden zuvor probiert? Wie wurde das Medi eindosiert (im Abstand von mehreren Tagen Steigerung um 5/9/10 mg)? Mit welcher Dosierung wurde
begonnen? Und was genau ist das Problem?
Falsches Medi
Selten passt schon das erste Medikament zum individuellen Menschen. Dass man mehrere Medis ausprobieren muss, ist nicht ungewöhnlich. Ausschlaggebend sind oft die Zusatzstoffe oder die Art und
Weise der Freisetzung des Wirkstoffes.
Welche Medis in welchen Dosierungen wurden bisher ausprobiert? Weshalb wurde gewechselt? Kam es zu Nebenwirkungen? Und was genau ist das Problem?
Falsche Erwartungshaltung
Am Anfang der „ADHS-Karriere“ ist das Wissen über die ADHS und deren Medikation oft noch sehr dürftig. Es wird dann davon ausgegangen, dass Unaufmerksamkeit und Impulsivität neben der teilweise
vorhandenen Hyperaktivität die Problematik an sich darstellen und das Medi die Aufmerksamkeit erhöhen, die Impulsivität verringern und die potentielle Hyperaktivität ausschalten soll.
Weit gefehlt! ADHS ist eine Reizoffenheit bei Reizfilterschwäche, was mangelhafte Körperwahrnehmung und Wachheit, Schwierigkeiten bei den exekutiven Funktionen und der Servo-Verhaltenskontrolle
nach sich zieht und schnell zu Reizüberflutung führt.
Das hört sich schon ganz anders an. Und was macht jetzt das Medi?
Im Prinzip hemmt es im synaptischen Spalt die Wiederaufnahme von Dopamin durch die abgebende Nervenzelle. Das ermöglicht, dass Informationen von Nervenzelle zu Nervenzelle weitergegeben werden
können. Wenn Reize erst mal in wichtig und unwichtig sortiert und mehr oder weniger vollständig dort ankommen, wo sie gebraucht werden, können dadurch die exekutiven Funktionen und das eigene
Verhalten, Körperwahrnehmung und Wachheit gesteuert werden.
Sozusagen als Nebenwirkung kann dann oft die Aufmerksamkeit und die Impulsivität gelenkt werden; und wer wach und interessiert ist, zappelt auch nicht. Ob und falls ja wie intensiv diese
Ergebnisse erzielt werden, hängt überwiegend vom Setting ab. Artgerechte Haltung, visuelles Lernen und wertschätzendes Verhalten des sozialen Umfeldes sind – auch mit Medis – unerlässlich.