50 Tipps für den Umgang mit ADHS bei Erwachsenen
von Edward M. Hallowell, M. D.
und John J. Ratey, M. D.
übersetzt von Diana Schwarz und Michael Townson
Die meisten Leute, die entdecken, dass sie ADHS haben – egal ob Kinder oder Erwachsene – haben bis dahin viel Leid erfahren. Die emotionale Erfahrung der ADHS beinhaltet Scham, Demütigung und Selbstkasteiung. Wenn die Diagnose gestellt ist, haben viele Menschen mit ADHS ihr Selbstvertrauen bereits verloren. Viele haben bereits zahlreiche Fachleute konsultiert, ohne dabei wirkliche Hilfe gefunden zu haben. Dadurch haben viele die Hoffnung verloren.
Der wichtigste Schritt zu Beginn der Behandlung ist, wieder Hoffnung zu geben. Personen mit ADHS haben oft vergessen, dass sie positive Eigenschaften haben. Sie können schon vor langer Zeit das Gefühl für die Möglichkeit verloren haben, dass sich Dinge zum Guten wenden. Sie sind oft eingefangen in einer Art zähem Verhaltensmuster, bei dem sie alle Theorie, beträchtliche Tatkraft und Energie sowie ihre ganze intellektuelle Leistungsfähigkeit nur dafür aufbringen, um ihren Kopf über Wasser zu halten. Es ist ein tragischer Verlust, das allzu frühe Resignieren im Leben. Aber viele Menschen mit ADHS haben keinen anderen Weg als den des wiederholten Versagens gesehen und hoffen bedeutet für sie, nur ein weiteres Mal einen Niederschlag zu riskieren.
Und doch ist deren Kapazität zu hoffen und zu träumen immens. Mehr als die meisten anderen Menschen haben Personen mit ADHS eine visionäre Vorstellungskraft. Sie denken große Gedanken und träumen große Träume. Sie können in ihrer Vorstellungswelt aus der kleinsten Gelegenheit einen großen Durchbruch machen. Sie können aus einer Zufallsbegegnung einen wunderschönen gemeinsamen Abend machen. Sie leben von Träumen, und sie benötigen organisatorische Methoden um sinnvoll handeln zu können und auf der richtigen Spur zu bleiben.
Aber wie die meisten Träumer sacken sie ab, wenn der Traum zusammenbricht. Bis die Diagnose "ADHS" gestellt wurde, ist dieses Absacken in der Regel schon so oft geschehen, dass sie davor zurückschrecken, neue Hoffnung zu schöpfen. Das kleine Kind bleibt lieber still, bevor es noch einmal riskiert, verspottet zu werden. Der Erwachsene lässt lieber den Mund zu, als dass er nochmals das Risiko eingeht, alles zu vermasseln. Die Behandlung muss deshalb mit Hoffnung beginnen.
Die Therapie der ADHS wird in fünf Grundelemente aufgegliedert:
In dieser Schrift werden wir einige allgemeine Grundsätze bezüglich der nicht-medikamentösen Aspekte der ADHS-Therapie umreißen, die sowohl auf Kinder als auch auf Erwachsene zutreffen. Ein Weg für die Organisation der nicht-medikamentösen Behandlung der ADHS ist die Empfehlung von praktischen Vorschlägen – oder "Tipps" – für den Umgang mit ADHS. Fünfzig solche Tipps folgen: